… oder wie der rote Goldfisch zum blauen Wal wurde
Es war einmal ein halbwegs normaler Goldfisch, dem aber die goldene Farbe abhanden gekommen war. Das feurige Rot seiner Schuppen und die wie Seide glänzenden Körperteile zogen meine Blicke magisch an, damals, als ich mir die ersten Fische meines Lebens aussuchte.
Damals, wann war das genau?
Auf jeden Fall vor 2007, denn als dieses Bild aufgenommen wurde,
war Firebird hier schon zu hause.
Hier saß ich oft und spielte mit meinen neuen Freunden. Fütterte sie Körnchen für Körnchen mit der Hand, damit sie sich an mich gewöhnten. Waren sie satt und die Sonne schien, saß ich dort und las ein Buch. Nein, kein Fachbuch über Fische, denn damals dachte ich nicht, das man soooo viel über Fische wissen sollte, bevor man sie besitzen will.
Seit letztem Jahr musste ich ungewollt viel lernen, über das, was Fische im Allgemeinen brauchen und wie ein Teich für Kois beschaffen sein muss.
Heute weiß ich aber auch, dass man sie nie richtig besitzen kann, diese besondern Tiere, ja dass man gar kein Lebewesen besitzen darf.
Sogar ein Baum, sofern man ihn als Lebewesen anerkennt, darf nie nur Besitz sein. Wer mich kennt, dem ist klar, dass jetzt ein Gedicht kommt.
Eigentümer
Kein lebendes Wesen
kann je dein Eigentum sein.
Es mag sein,
du bist verantwortlich
für sein Wohlergehen,
es mag sein,
du darfst es besitzen
für eine gewisse Zeit,
es mag sein,
du entscheidest über
sein Maß an Freiheit,
aber, ein lebendes Wesen
kann nie Eigentum
von irgendjemand sein.
Karin Hartel 2021, März
Damals schrieb ich auch ab und zu ein Gedicht und Tagebuch sowieso, aber ich hätte nie daran gedacht mal selbst einen ganzen Gedichtband zu veröffentlichen. Das geschah erst 2015 und war eine recht schwere Geburt gewesen.
Kein Fisch zierte das Cover, aber der Mühlenbach und die Hase.
Wer weiß schon, ob sich unter der Wasseroberfläche nicht doch
der ein oder andere Fisch befand.
Oh ha, da bin ich aber mal wieder weit abgeschweift. Zurück zum Goldfisch, der ein blauer Wal wurde.
2021 sortierte ich einen Stapel selbst verfasster Gedichte und entschloß mich, endlich wieder ein Büchlein zu machen, in dem es mehr Text als Bilder gibt. Nach über 20 Foto-Gedicht-Büchlein, war es eine reine Erholung, nur mit Texten zu arbeiten. Zuerst aber brauchte ich ein Cover, eines, dass mich selbst vom Hocker reißt, eines, bei dem ich zugreifen würde in einem Buchladen.
Als ich das kleine Foto-Fischbüchlein machte, war es der Fisch Max, der das Cover zierte.
Zu dem Büchlein gibt es einen eigenen Blogbeitrag. Gekauft werden kann es noch nicht, da mich neue Erkenntnisse zwingen, die Texte zu erweitern.
Doch jetzt, bei den Gedichten, passte er nicht. Da brauchte ich mehr Dynamik, Signalrot wollte ich und da kam ich an Firebird einfach nicht vorbei.
Und anstatt mich mit den Texten zu beschäftigen, malte ich stundenlang in diesem Foto herum. Zuerst mussten die Futterkörner verschwinden, die Konturen mussten ein wenig herausgearbeitet werden. Doch ich konnte malen, wie ich wollte, dem Bild fehlte der Pepp, bis ich auf die Idee kam, das Wasser mal so richtig blau zu färben.
Das gefiel mir aber auch nicht richtig. Stundenlang, Pixel für Pixel gemalt und es war nicht zufriedenstellend. Mein Gefühl für das Bild kam nicht rüber. Und dann, ein verkehrter Bildbearbeitungbefehl und es wurde spannend.
Schreibpause. Morgen erzähle ich weiter, wenn es jemanden interessieren sollte.
Danke für Euer Interesse und die mails, die mich erreichen. Heute ist zwar morgen, aber ich kann nicht weiterschreiben, weil mich der Garten ruft.
Die Luft ist fein und lockt mit Frühlingsgeräuschen. Der Specht klopft an den alten Eichen, die Meisen zwitschern wie Frischverliebte und die Eichhörnchen keckern in den Weiden am Teich, wo auch sie mal an etwas anderes als Fressen denken.
Ich werde mich an mein neues Hügelbeet heranwagen.
Auf diese Aufnahme vom 15.2.21 könnt Ihr deutlich erkennen, wo ich jetzt gleich bin. Vielleicht habe ich heute abend noch Kraft um eine wenig weiter zu schreiben. Bei einem Glas Pfälzer Wein und in Gedanken bei Euch, meinen Freunden.
Inwischen ist es Mittwoch geworden. Die Sonne scheint. Die Gartenarbeit hat mit einen langen, tiefen Schlaf beschert, der mich schon um 21 Uhr ins Traumland entführt. Natürlich war ich in Haßloch, wie fast jede Nacht. Party in der Fabrikstraße. Einfach toll und ohne jede Gefahr.
Und immer, immer wieder geht die Sonne auf und zack ist es Donnerstag.
Gestern gab es eine ungewollte Unterbrechung meines Tagesplanes. Mein Mann wollte Maiskörner aus unserem Silo zum Landhandel bringen. Ein Splint löste sich und eine Riesenmenge der aufgeladenen Menge verteilte sich auf unserer kleinen Straße vor dem Hof. Da kam kein Auto mehr vorbei. Zufällig stand ich an der Haustüre um mein „Bin im Garten Schild“ umzudrehen, als ich das Geräusch von rauschenden Körnern von der Straße her hörte. So schnell ich konnte lief ich die Einfahrt entlang, denn mir war sofort klar, dass da etwas gewaltig nicht stimmt.
Was zuerst tun? Zuerst nach Hilfe telefonieren. Nachbar Wolfgang war ganz schnell da und dann kamen Hinkamps in voller Besetzung sogar mit dem Radlader. Jungbauer Lohbeck rückte auch mit einer Schippe an. Gemeinsam war es fast ein Spaß, war für uns zwei alleine eine wirklich große Aufgabe gewesen wäre.
Natürlich ging ich nur noch in den Garten um meine überanstrengten Muskeln zu entspannen. Immer wieder blickte ich mein traumhaftes, zukünftiges Hügelbeet an. Unvorstellbar, dass ich das schaffen werde.
Die schmerzhafte Nacht machte mir dann klar: das Projekt ist eine Nummer zu groß für mich, denn bald ist Sommer und dann müsste dieser Teil des Gartens auch noch gewässert werden.
Da ich auch noch Kraft für meine Bücher brauche, habe ich mich entschlossen, dies Projekt aufzugeben, bevor es richtig begann.
Dieser herrliche Mutterboden wird also aus dem Garten verschwinden und auf unserem Acker eine sandige Stelle auffüllen. Dort wird die kraftvolle Erde für eine bessere Ernte sorgen.
Für mich aber ist es wieder mal ein Abschied von etwas, dass ich nicht schaffen kann, weil mein Körper zu schwach geworden ist.
So wende ich mich der Lyrik zu, denn dort kann ich meine Gefühle verarbeiten. Bei Bedarf kann ich wahllos die Ordner öffnen, in denen ich meine Gedichte abhefte, es findet sich immer was Tröstliches:
Gestern, kurz bevor ich zum Straßeneinsatz musste, schrieb ich folgendes Gedicht:
Verlockung
Es lockt der Sonnenschein
die ersten Blumen blühen
und Frühlingsduft
erfüllt den Raum
Es lockt der Raum
der unendlich weite
wie eine Wiese ohne Ende
erforsche ich ihn
Es lockt das Leben
das einfache Sein
und Lachen quillt
aus meinem Munde
Karin Hartel 2021, März
Dies Bild ist wie Medizin. Denn wenn ich der Natur nur ein wenig Zeit lasse, malt sie mir traumhafte Bilder und Kunstwerke, die gut riechen und begreifbar sind. Genießen kann ich sie aber nur, wenn ich mir Zeit für die Details nehme.
So hat alles zwei Seiten. Indem ich auf ein neues Projekt verzichte, schaffe ich Freiraum um Vorhandenes zu genießen. So einfach ist das also.
So sieht das Cover in der Version des Probedruckes aus, den ich heute erteile. Ich bin soooo gespannt, ob jede Seite passt, denn die Maße des Buches sind 19 x 12 cm und nicht die genormte Din A5 Seite.
Das Format habe ich gewählt, damit das Büchlein bequem in eine Handtasche passt, damit man lästige Wartezeiten überbrücken kann, nicht nur im Wartezimmer beim Hausarzt.
Nachdem die Fehler, die im Probedruck gefunden wurden, fast vollständig verschwunden sind, ist der Druckauftrag erteilt.
Unerwartete Schwierigkeiten bei der Vergabe der ISDN Nummer verzögern und nerven. Aber auch das gilt es zu lernen. …